Kleine Angst vor grossen Tieren

Angst gehört offenbar zum Menschen; sie ist unsere Mitgift. So müssen wir uns immer wieder mit ihr auseinandersetzen. Wenn sie aber allzu gross erscheint, liegt es am Augenmass. Man muss die Dinge von ihrem zugehörigen Platz her betrachten. Dann wird alles erträglich und die Angst schliesslich klein Tiere, d. H. Die uns übermächtig erscheinenden Vorgesetzten und sonstigen Sorgen des Alltags, die gar nicht so gross sind in Wirklichkeit.

Was hilft, ist also die richtige Sicht. Um diese zu üben, stellt der kundige Verfasser erst einmal diese sogenannten »grossen Tiere«, Kapitel um Kapitel, vor. Er hält sich dabei an die Stationen des Lebensweges; so z. B. Beginnt bei der Frau die Angst mit dem Kinderkriegen, beim Mann ist es die Angst vor einer ehelichen Bindung, in der Kindererziehung wird mit dem »schwarzen Mann« gedroht, der liebe Gott beschworen. Schliesslich tritt »Sex« auf, das grosse Tier. Aber auch als Examensnot und Klausurangst, als Bangnis vor dem Chef u. A. M. Sind die Angste und Tiere gegenwärtig, die vielen von uns zu schaffen machen.

Mit heilsamem Griff hat dies alles der Verfasser dem Leser vor die Augen gebracht. In einem letzten Abschnitt, »Ausklang« betitelt, fasst Tanner seine Betrachtungen zusammen: Liebe löst alle Angst, Vertrauen in Gott macht frei vor bösen Tieren. So ist ein weisheitsvolles Erziehungs- und Führungsbuch daraus geworden, und da dem therapeutischen Geist des Verfassers auch Humor geschenkt ist, wirkt das Ganze ungemein beschwingt, witzig und voller Kurzweil.