Beschreibung zum Buch
Maria Erlenberger nimmt das zentrale Thema ihres Berichts «Der Hunger nach Wahnsinn» wieder auf. Ging es in dem Bericht aus der psychiatrischen Anstalt um die radikale Identitätsfindung an einem Ort der Entpersönlichung, so weitet sie das Thema hier auf einen Bereich aus, der uns alle unmittelbar betrifft: die Gefährdung unseres Selbst inmitten unserer alltäglichen Bezüge und den Kampf ihren Auseinandersetzungen mit den Behörden, um den Sohn selbst erziehen zu können, ihn nicht der «Beschneidungsanstalt» Schule ausliefern zu müssen, die ihm die gesellschaftlichen Kodes als Schreckenszeichen einschreibt; die Darstellung dieser Erziehung, die die Selbstbestimmung des Kindes nicht bricht und deren Ziel es ist, es für seine Sehnsüchte und Träume zu begeistern; ihre intensiv beschriebene Schwangerschaft, Gegenstand einer Bürokratie, deren Kontrollunter suchungen lückenlos kontrollieren; das langsame Sterben der Großmutter, die schließlich sich und die Verantwortung für sich an die Krankenanstalt abgeben muß- diese großen Themenbereiche ihres Romans sind von einer dominierenden Geste geprägt: enteigneten Wirklichkeiten, Geburt oder Tod, wieder anzueignen, dem Versuch, wahr, sie selbst zu sein; in dem Sinn, in dem David Cooper das Erringen Ethik prägt aber auch - neben Erzichung, Schwangerschaft und Sterben cine weitere Ebene dieses Romans, die Schreibsituation selbst. Nicht nur die Institutionen, auch die Sprache, die Kunst, das Wissen werden als enteignende Macht crfahren, sind für Maria Erlenberger «Mordwerkzeug», «Messer» und «Skalpell». Die Sprache selbst wird damit zum paradoxen Ort unmittelbarer Erfahrung und Selbstannäherung, immer wieder bedroht vom kulturellen Diktat, das Sprache auch ist und gegen das angeschricben werden muß, um bei sich zu bleiben. Und der Textkörper, der sich in solcher literarischen Entblößung zeigt, kann dann allerdings nicht von der gestylten Schönheit eines klassischen Modells sein. Dic präzis beschreibenden Passagen, die intensiven Reflexionen, der lyrischassoziative Fluß sind eher ein «verströmender Stil», in dem eine neuere Theorie das Hauptcharakteristikum der weiblichen Schreibweise sieht, das jedenfalls die traditionelle Okonomie des Romans überschreitet. Maria Erlenberger ist ein Pseudonym. 1977 veröffentlichte sie den Bericht «Der Hunger nach Wahnsinn» (dnb 84), für den sie den Bremer Förderpreis für Literatur 1978 erhielt. Teile eines Gedichtbandes, der in Vorbereitung ist, wurden im LITERATURMAGAZIN 10 vorabgedruckt.
Informationen zum Produkt
- Format Taschenbuch
- Label Rowohlt TB-V., Rnb.
- Autor Maria Erlenberger
- Sprache Deutsch
- Anzahl Seiten 474
- ISBN 3499251248
- EAN 9783499251245