The Sixth Sense, nicht jede Gabe ist ein Segen

Cole Sear ist acht Jahre alt und hat ein Geheimnis: Er sieht tote Menschen; sie umgeben ihn und erschrecken ihn durch ihre Gegenwart und ihre Geschichten. Niemandem hat Cole bislang von seinen beunruhigenden und verstörenden Erlebnissen erzählt. Und so macht ihn dieses Geheimnis zum Einzelgänger; seine Mutter ist zutiefst beunruhigt über sein Verhalten; er hat keine Freunde, seine Mitschüler meiden ihn und nennen ihn Freak. Dabei möchte Cole nichts anderes als dazuzugehören. Dr. Malcolm Crowe arbeitete erfolgreich als Kinderpsychologe, bis er mit einem Fall aus der Vergangenheit konfrontiert wird. Vincent Gray, nun 19 Jahre alt, schiesst den Kinderpsychologen nieder und tötet sich selbst mit einem weiteren Schuss. Späte Rache dafür, dass Crowe ihm, dem sensiblen, intelligenten aber von Ängsten gepeinigten Jungen vor zehn Jahren nicht helfen konnte. Zwei Jahre nach Grays Schüssen ist nichts mehr im Leben von Malcolm Crowe wie es einmal war: Sein Selbstvertrauen in seine Arbeit ist erschüttert, und er steht vor den Trümmern seiner Ehe: Zu sehr war er in dieser Zeit mit sich und seinem eigenen Leben beschäftigt. Da trifft Crowe auf Cole Sear und begreift den Fall des Jungen als Möglichkeit, die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen und so eine Chance für die Zukunft zu erhalten; denn so wie Cole hatte sich auch Vincent Gray vor mehr als zehn Jahren verhalten. Wenn es Crowe gelänge, Cole zu helfen, würde er auch sein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen. Crowes Bemühen, Cole Sears Geheimnis zu ergründen und dem Jungen zu helfen, wird von Andy Green in gedrängter und rascher Form erzählt. Manchmal vielleicht etwas zu rasch und ein wenig zu oberflächlich; doch lässt die Spannung beim ebenso raschen Lesen nie nach. Und die ohne Umwege vorangetriebene Entwicklung sowie der überraschende Schluss tun ein übriges, The Sixth Sense zu einem kurzweiligen Lesevergnügen zu machen -- wenn man sich auf die eigenwillige Geschichte einlässt. Schade nur, dass das Buch allzusehr als Buch zum Film aufgemacht worden ist: Als Cover dient das Filmplakat mit dem Konterfei und dem Namen von Bruce Willis -- der Autor von The Sixth Sense wird auf dem Cover nicht genannt.