Verführung zum Leben

Die Grunderfahrung meines Lebens ist, dass sich meine Arbeit als Schriftsteller nicht trennen lässt von meinem täglichen Leben, ohne dass beide zerstört werden. Und ich habe erfahren, dass alles im richtigen Augenblick geschieht, wenn ich offen dafür bin. Niemand kann sein Schicksal selbst bestimmen. Sicher ist mein Leben bestimmt und geprägt worden durch den Krieg (Soldat von 1941-45)

und die lange Gefangenschaft danach (bis 1948), durch mein Psychologiestudium, meine Arbeit mit den Drogenabhängigen und den jugendlichen Arbeitslosen und sicher auch durch meine Tätigkeit als Leiter des INTA-Meditationszentrums (IMZ seit 1960).

In den drei Jahren in Benares und in Kalkutta lernte ich das indische Denken und Meditieren kennen, innerhalb und ausserhalb der Ashrams. Im Trappistenkloster Gethsemani in Kentucky lernte ich das Schweigen, im Gespräch mit den, kranken Menschen" lernte ich das Sprechen.

Als Schriftsteller war für mich die entscheidendste Erfahrung, dass Gedichte heilende Wirkung haben auf kranke Menschen, ganz genau so wie das vertrauensvolle Gespräch, die Musik und der Tanz.

Für mein Leben gilt, wie wohl für jedes Leben, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.

Wichtig ist für mich, wie einer lebt, und nicht, was er sagt, ob er wirklich in sich selbst ruht, ob er Freude weckt und Liebe, das ist es, worauf ich achten gelernt habe.