Beschreibung zum Buch
Der Cellist Frits, Mitläufer einer brutalen Diktatur, erzählt in der Untersuchungshaft die unfassbare Geschichte seiner Liebe. Sara Broffe, Deckname Sumatra, übernahm kleinere Aufträge für den Widerstand. Als sie verhaftet wird, weiss sie nicht viel zu erzählen. Aber sie summt Lieder, um die Einsamkeit auszuhalten. Frits, der den Auftrag erhält, die Tonfolgen auf verborgene Botschaften hin zu untersuchen, verfällt Saras Schönheit und ihrer berührenden Menschlichkeit. Zwei Leidenschaften bestimmen seither sein Leben: seine Musik und der riskante Versuch, Sara zu befreien. Eine grossartige Parabel über die Grenzen der Macht und die Macht der Liebe. Amazon. de
Als Journalist hat der Autor schon die höchsten Weihen bekommen, die in einem solchen Berufsleben verteilt werden: den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Wofür? Dafür, dass er mit äusserster sprachlicher Präzision Fakten beschreibt und dazwischen so viel Freiraum fürs Empfinden des Lesers schafft, dass die Grenze zur Literatur aufgehoben wird. Nikolaus Meienberg war ein Meister darin. Haarscharf entlang dieser fiktiven Borderline schrieb er kunstvolle Texte. Auch Erwin Koch hat sich für seinen ersten Roman nicht sehr weit von der Reportage entfernt, um in der Literatur anzukommen, auch thematisch nicht. Denn sein Erstling beruht auf der Reportage Tango Argentino, auf dem im Magazin des Zürcher Tages-Anzeigers erschienen Porträts von Silvia Tolchinsky, einem Folteropfer der Militärdiktatur. Im Roman nun heisst sie Sara Broffe, ist vierfache Mutter und Witwe eines Widerstandskämpfers. Anfang der 1980er-Jahre wird sie verhaftet und zum Verhör abgeführt. Um zu überleben, beginnt sie Kinderlieder zu singen. Die Militärs, irritiert von ihrem Verhalten, beauftragen einen Cellisten des Innenministeriums mit Namen Frjts, den Singsang in Noten zu transkribieren und daraus geheime Botschaften zu dechiffrieren. Am Ende der Diktatur sind die beiden ein Paar, leben zusammen mit den Kindern Saras, bis die Geschichte ins Gegenteil kippt: Jetzt sitzt der Cellist im Gefängnis und muss Rechenschaft für sein Tun im Dienste der Diktatur ablegen. Wieder ist Broffe allein. Koch unternimmt alles, um die Spuren der Reportage im Roman zu verwischen; nirgendwo ist ein geografischer oder anderer Hinweis auf das südamerikanische Land zu lesen. Namen und Orte sind anonymisiert, damit der Leser sich umso mehr auf die Geschichte Saras einlässt -- erzählt aus der Perspektive des Cellisten. Das wirkt, wenn man die Reportage gelesen hat, bisweilen ein wenig bemüht, doch vergisst man diesen Einwand unter dem Eindruck der genauen Schilderungen von Saras Aufenthalt in einer Villa am Stadtrand sehr rasch. Koch versteht es ausgezeichnet, das Grausame dieses Aufenthalts mit einem Reichtum an Details zu schildern, ohne dabei auf die Verhöre einzugehen: So rückt im Lauf der Lektüre das, was nicht beschrieben wird, unsichtbar in den Vordergrund und erzeugt ein Gefühl der Beklommenheit, das einen so rasch nicht verlässt. Dieser Kunstgriff, den eben nur die Literatur zulässt, verleiht dem Roman eine wachsende Intensität und ermöglicht eine aussergewöhnlich intime Nähe zu den Figuren. Eine, die man so schnell nicht mehr los wird.
Als Journalist hat der Autor schon die höchsten Weihen bekommen, die in einem solchen Berufsleben verteilt werden: den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Wofür? Dafür, dass er mit äusserster sprachlicher Präzision Fakten beschreibt und dazwischen so viel Freiraum fürs Empfinden des Lesers schafft, dass die Grenze zur Literatur aufgehoben wird. Nikolaus Meienberg war ein Meister darin. Haarscharf entlang dieser fiktiven Borderline schrieb er kunstvolle Texte. Auch Erwin Koch hat sich für seinen ersten Roman nicht sehr weit von der Reportage entfernt, um in der Literatur anzukommen, auch thematisch nicht. Denn sein Erstling beruht auf der Reportage Tango Argentino, auf dem im Magazin des Zürcher Tages-Anzeigers erschienen Porträts von Silvia Tolchinsky, einem Folteropfer der Militärdiktatur. Im Roman nun heisst sie Sara Broffe, ist vierfache Mutter und Witwe eines Widerstandskämpfers. Anfang der 1980er-Jahre wird sie verhaftet und zum Verhör abgeführt. Um zu überleben, beginnt sie Kinderlieder zu singen. Die Militärs, irritiert von ihrem Verhalten, beauftragen einen Cellisten des Innenministeriums mit Namen Frjts, den Singsang in Noten zu transkribieren und daraus geheime Botschaften zu dechiffrieren. Am Ende der Diktatur sind die beiden ein Paar, leben zusammen mit den Kindern Saras, bis die Geschichte ins Gegenteil kippt: Jetzt sitzt der Cellist im Gefängnis und muss Rechenschaft für sein Tun im Dienste der Diktatur ablegen. Wieder ist Broffe allein. Koch unternimmt alles, um die Spuren der Reportage im Roman zu verwischen; nirgendwo ist ein geografischer oder anderer Hinweis auf das südamerikanische Land zu lesen. Namen und Orte sind anonymisiert, damit der Leser sich umso mehr auf die Geschichte Saras einlässt -- erzählt aus der Perspektive des Cellisten. Das wirkt, wenn man die Reportage gelesen hat, bisweilen ein wenig bemüht, doch vergisst man diesen Einwand unter dem Eindruck der genauen Schilderungen von Saras Aufenthalt in einer Villa am Stadtrand sehr rasch. Koch versteht es ausgezeichnet, das Grausame dieses Aufenthalts mit einem Reichtum an Details zu schildern, ohne dabei auf die Verhöre einzugehen: So rückt im Lauf der Lektüre das, was nicht beschrieben wird, unsichtbar in den Vordergrund und erzeugt ein Gefühl der Beklommenheit, das einen so rasch nicht verlässt. Dieser Kunstgriff, den eben nur die Literatur zulässt, verleiht dem Roman eine wachsende Intensität und ermöglicht eine aussergewöhnlich intime Nähe zu den Figuren. Eine, die man so schnell nicht mehr los wird.
Informationen zum Produkt
- Format Gebundene Ausgabe
- Label Verlag Nagel & Kimche AG
- Autor Erwin Koch
- Sprache Deutsch
- Anzahl Seiten 176
- Erschienen am 4. August 2003
- ISBN 9783312003259
- EAN 9783312003259