Reisen nach Striland

Ein älterer alleinstehender Mann bricht zu einer Fusswanderung ins Appenzellische auf, er gerät gegen Abend in einen Schneesturm, er verirrt sich nach Einbruch der Dunkelheit und wird dann in einem abgelegenen Haus aufgenommen und versorgt, so dass er am nächsten Tag seine Reise fortsetzen kann. Diese Wanderung wiederholt der Erzähler zu einem späteren Termin in der Absicht, seine Gastgeberin wiederzusehen. Aber diesmal ist alles anders, das Haus scheint verwaist, der Zeitfluss hat das Ich an ein anderes Ufer geschwemmt.

Wie die Puppen in der Puppe sind in die Rahmenerzählung viele Episoden und Geschichten eingeflochten, die alle ein Wiedererkennen ermöglichen, obwohl sie auf den ersten Blick voneinander unabhängig sind; aus der Vogelschau bilden sie ein Beziehungsnetz und eine Bilderfolge; alle Richtungspfeile weisen zurück an den Ursprung eines Jugendtraumas, einer Verletzung, die den Täter und das Opfer aneinander fesseln, obwohl sie sich längst aus dem Auge verloren haben.

Wer reist, verlässt einen Ort, um einen anderen zu finden. Enrico Danielis Wanderer ist unterwegs nach Zielen, die er nie erreicht, die sich aber immer wieder in einem Augenblick, das heisst in einem Blick von Augen, in einem Kleidungsstück oder in einer schlechtverheilten Wunde zu erkennen geben.