Mode! Das 20. Jahrhundert

In den zwanziger Jahren verglich Coco Chanel ihre Abendkollektion einmal mit einem Schmetterling: Es sollte mehr Kleider geben, so sagte die grosse alte Dame der Haute Couture, die fliegen könnten. Chanel verschwieg dabei, dass das Wesen der Mode gerade in der effektvollen Verpuppung besteht. Und so liessen Modeschöpfer wie Jean Paul Gautier, Jil Sander, Claude Montana oder Yohi Yamamoto ihre Models schon mal in schmückenden Kokons über die Laufstege von London, Paris und Mailand schweben. Auf rund 190 reich illustrierten Seiten dokumentiert Mode! Das 20. Jahrhundert hundert Jahre vorwiegend weiblicher Verhüllung. Von den blütenhaften, mit Pflanzendekors verzierten Roben des Wiener Secessionstils bis hin zum dekonstruktivistischen High-Tech-Chic der Jahrtausendwende entsteht so ein faszinierendes, bisweilen entlarvendes Panorama der kunstvollen Verkleidung von Stoffkünstlern wie Paul Poiret, Erté, Madelaine Vionnet, Cristian Dior oder Vivienne Westwood, die mit ihren Entwürfen einer zweiten, zeitgemässen Haut die Frau immer wieder neu zu erfinden verstanden. Natürlich spielt auch Chanels kleines Schwarzes im Buch eine entscheidende Rolle -- entgegen den Äusserungen Coco Chanels in seiner schlichten Eleganz ja gerade das Gegenteil des opulent geschmückten, oftmals langweilig-kitschig wirkenden Schmetterlingskostüms von Kaufhaus-Prêt-à-porter oder z. B. Gianni Versace. So lässt sich an Mode! Das 20. Jahrhundert unter anderem auch eindringlich studieren, was wirklich Klassiker sind und was nur Trend. --Thomas Köster