Leiden und Freuden eines Schulmeisters

Gotthelfs zweiter Roman nach dem «Bauernspiegel» steht wie dieser in der Ich-Form: Peter Käser, nicht gerade einer der Hellsten, aber einer, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, erzählt seine Geschichte: Als Lehrer mit einer ungenügenden Ausbildung und nur bescheidenen Kenntnissen wird er gezwungen, einen beruflichen Fortbildungskurs zu besuchen. Die Schulweisheit, die er sich erwirbt, verändert sein Wesen, er verliert seine ursprüngliche Bescheidenheit und natürliche Sicherheit, wird hochmütig und gerät in Not und Schulden. Erst die Erkenntnis, was den eigentlichen Sinn seines Lebens und seiner Tätigkeit ausmacht, führt ihn auf die rechte Bahn zurück und lässt den guten Kern seiner Natur wieder hervortreten.

Hinter dieser Handlung steht Gotthelfs leidenschaftliches Eintreten für ein menschengerechtes Schulwesen. Zu seiner Zeit wurde die Förderung der Volksbildung als eine der wichtigsten Aufgaben angesehen, denn in der Tat war es damals um die Lehrerausbildung schlecht bestellt. Doch bei der Vermittlung von blossem Fachwissen drohte die wahre Herzensbildung verlorenzugehen, oder um es mit einem für Gotthelf typischen bildhaften Satz zu sagen: Die ins Se-Minar aufgenommenen «Knebel werden notdürftig gehobelt, kommen in schwarzem Frack und mit aufgeblasener Nase heraus und fahren in die Schulen hinein wie ein Muni in einen Krishaufen». Gotthelf bedient sich der Sprache eines zornigen Polterers, aber in einer Zeit des Unverstands blieb ihm gar nichts anderes übrig, als den Leuten seine Bilder wie Steine an den Kopf zu werfen, um ihnen Beulen zu schlagen. Es ist diese urtümliche Sprachgewalt, die Gotthelf zu einem erzählerischen Genie und zu einem einzigartigen Lesevergnügen macht.