Beschreibung zum Buch
Zur einhundertjährigen Wiederkehr des Geburtstages von Karl Valentin haben sich das Münchner Stadtmuseum und das Stadtarchiv München zusammengefunden, um das vielgestaltige Werk und die nicht weniger vielgestaltige Person des Münchner Künstlers in einer grossen Ausstellung zu würdigen. Freundschaftlich mit im Bunde ist bei unserem Vorhaben das Münchner Valentin-Musäum. Ob das Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Köln, wo ein Teil des Nachlasses von Karl Valentin verwahrt wird, dem Kreis der Veranstalter beitritt oder durch juristische Bedenken weiterhin verhindert ist, sein Material der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, steht zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht fest. Wem gehört Karl Valentin? Der Satz steht als Motto über dem Nachleben nicht nur dort, wo es um die Fragen der bürgerlich-rechtlichen Besitztitel geht. Denn reklamiert wird Valentin ebenso für eine spezifisch münchnerische Tradition, die ihn in den Reigen gemütlichkauziger Originale eingereiht hat (wofür das Denkmal auf dem Viktualienmarkt steht), wie für die Geschichte der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Wir haben im Untertitel unserer Ausstellung ganz bewusst die voneinander einigermassen entfernten Fragezeichen hinter den beiden Welten stehen lassen, denen man Valentin mit guten Gründen zuordnen kann wobei »DADA« mehr als ungefähres Bedeutungsfeld, denn als präziser kunsthistorischer Begriff gemeint ist. Die im Katalog versammelten Untersuchungen könnten die Grundlagen für einen Dialog zwischen den verschiedenen Lagern der Valentin-Deutung bieten. Vielleicht ist aber der Widerspruch zwischen dem »lokalen« und dem »modernen« Valentin am Ende nur vordergründiger Natur.
Betrachtet man nämlich einmal versuchsweise den Autor Valentin unter dem Blickwinkel der künstlerisch-literarischen Generationenfolge, so erscheint er als Weggenosse der in den 188 oer Jahren geborenen Aufbruchsgeneration (Kafka 1882, Benn 1886, Duchamps 1887, Schwitters 1887, Trakl 1887 usw.) der europäischen Intelligenz. Deren Grunderlebnis bestand schon vor dem Ersten Weltkrieg darin, dass »einem die Welt entzweibricht« (G. Trakl).
Der Riss durch die bürgerlichen Selbstverständlichkeiten, das Zerbrechen der logischen Verkettung des Lebens, der radikale Selbstzweifel, der sich am sinnfälligsten am Zweifel am eigenen Körper manifestiert, schliesslich die Hassliebe zur modernen Technik: all dies verbindet Valentins Werk mit den Grundthemen der Moderne seit der Jahrhundertwende. Er hat es nur, seiner Herkunft aus dem Handwerker- und Volkssänger-Milieu entsprechend, in der Umgangssprache formuliert und deshalb komische Wirkungen erreicht, wo die literarische Avantgarde den Weg in die bewusste Unverständlichkeit ging.
Betrachtet man nämlich einmal versuchsweise den Autor Valentin unter dem Blickwinkel der künstlerisch-literarischen Generationenfolge, so erscheint er als Weggenosse der in den 188 oer Jahren geborenen Aufbruchsgeneration (Kafka 1882, Benn 1886, Duchamps 1887, Schwitters 1887, Trakl 1887 usw.) der europäischen Intelligenz. Deren Grunderlebnis bestand schon vor dem Ersten Weltkrieg darin, dass »einem die Welt entzweibricht« (G. Trakl).
Der Riss durch die bürgerlichen Selbstverständlichkeiten, das Zerbrechen der logischen Verkettung des Lebens, der radikale Selbstzweifel, der sich am sinnfälligsten am Zweifel am eigenen Körper manifestiert, schliesslich die Hassliebe zur modernen Technik: all dies verbindet Valentins Werk mit den Grundthemen der Moderne seit der Jahrhundertwende. Er hat es nur, seiner Herkunft aus dem Handwerker- und Volkssänger-Milieu entsprechend, in der Umgangssprache formuliert und deshalb komische Wirkungen erreicht, wo die literarische Avantgarde den Weg in die bewusste Unverständlichkeit ging.
Informationen zum Produkt
- Format Gebundene Ausgabe
- Label Mosel Verlag GmbH
- Autor Karl Valentin
- Sprache Deutsch
- Anzahl Seiten 360
- Erschienen am 4. Juni 1982
- ISBN 3888141060
- EAN 9783888141065