Joseph und seine Brüder - Band 1

Welch eine Welt tut sich auf in diesem grossen mythischen Romanwerk! Aus dem bürgerlichen Alltag der «Buddenbrooks», aus der vertrauten Sphäre des «Zauberbergs» steigt der Dichter hinab in die dumpfen Tiefen der menschlichen Vorzeit, in jene Zeit, da der Brunnen der Vergangenheit sein unergründliches Geheimnis zu bewahren sucht. In seiner behaglichen, virtuosen Erzählweise, in die sich Ironie und Satire mischt, entwirft er ein Menschheitsgemälde ohnegleichen: die Geschichte Isaaks, Jaakobs und Josephs. Beabsichtigte er ursprünglich verschiedene religionsgeschichtliche Novellen zu schreiben, als deren eine die biblische Fabel von Joseph und seinen Brüdern geplant war, so wuchs nun in «sechzehnjähriger Fronsklavenarbeit» das Werk zu einer breitangelegten Romantetralogie. Das Schicksal Josephs, der von seinen Brüdern ob seiner geistigen Überlegenheit verachtet und in eine Brunnengrube geworfen wurde, nach Agypten zog, dort Gunst und Missfallen des Königs Potiphar erfuhr und schliesslich zu Reichtum und höchsten Ehren aufstieg, hatte den Dichter derart gefangen genommen, dass er die Kultur der ägyptischen Nilwelt bis ins kleinste studierte, den alten Mythen nachsann, religionsgeschichtliche und historische Studien trieb, die eher an einen Wissenschaftler denn an einen Dichter gemahnten.

Anders als seine übrigen Werke, aber nicht minder gross und gewaltig, ja sie vielleicht in vielem noch übertreffend, bietet sich das Romanepos «Joseph und seine Brüder» dar, das auf seine Weise eine Antwort auf die uralte Menschheitsfrage zu geben versucht: «Was ist der Mensch, o Herr, dass du sein gedenkest? »