Erde-ruheloser Planet

„Erdzeit-Kalender" nach Nigel Calder Wir könnten uns Mutter Erde als eine Dame von 46 Jahren vorstellen, wobei jedes «Jahr» hundert Jahrmillionen entspräche.

Ihre ersten sieben Jahre sind dem Biographen vollkommen verborgen, doch die Taten ihrer späten Kindheit sind in die alten Felsen von Grönland und Südafrika eingegraben. Gleich dem menschlichen Gedächtnis verdrängt auch unser Planet seine Erinnerungen von der Oberfläche; jüngere Ereignisse gibt er zu erkennen, das übrige aber bleibt unbestimmt – oder zumindest, in Form von abgetragenen Gebirgsketten, wenig eindrucksvoll.

Die Dinosaurier verschwanden vor acht Monaten von der Erdoberfläche und Säugetiersprösslinge traten an ihre Stelle Mitte voriger VWoche verwandelten sich in Afrika einige menschenähnliche Affen in affenähnliche Menschen, und übers Wochenende erschauerte Mutter Erde unter der letzten Serie von Eiszeiten. Nur gute vier Stunden sind vergangen, seit eine neue Spezies, die sich selbst Homo sapiens nennt, die anderen Tiere zu verjagen begann.

Vor etwa einer Stunde erfand der Homo sapiens dann die Landwirtschaft und wurde sesshaft. Vor einer Viertelstunde führte Moses sein Volk über einen Spalt in der Erdkruste ins Heil, und vielleicht fünf Minuten später predigte Jesus auf einem Berg etwas weiter oben an derselben Bruchlinie. Gerade eine Minute ist im (46 jährigen> Leben der Mutter Erde vergangen, seit vor drei Menschenleben die industrielle Revolution begann. In dieser einen Minute hat der Mensch seine Zahl und seine Fertigkeiten um ein Vielfaches vermehrt und den Planeten auf der Suche nach Erzen und Erdöl gründlichst durchstöbert.