Die Hüter des Hauses

Der Titel sagt es: der Roman von Shirley Ann Grau hat etwas mit einem Haus zu tun. Und wo ein Haus ist, sind Menschen. Und so ist denn auch dieses Buch mehr Menschengeschichte als etwa die Chronik des Hauses, darin sie wohnen. Das Haus steht in einem der südlichen Staaten Nordamerikas, seine Bewohner sind Südstaatler. Das Land dort war einst berüchtigt, «Onkel Toms Hütte» stand in jener Gegend; die Südstaatler galten als die Sklavenhalter, das Land war das klassische Sklavenland - sofern so etwas als «klassisch» gelten darf. Noch heute aber, lange, lange nach der Befreiung der Sklaven, vergeht kein Monat, ohne dass von dorther Meldungen durch die Zeitungen gehen, überschrieben mit dem Titel: Rassenunruhen.

Das Haus unserer Geschichte wurde, von der Erzählerin her gesehen, von einem Ur-Ur-Ur-Urgrossvater namens Howland gebaut. Es steht noch heute. Ein langer Zug der Howland-Sippe ist durch das Haus gegangen und geht nun, von der ausgezeichneten Erzählerin ins phantastische Gemälde gesetzt, an uns, den Geschichtelesern vorüber.

Wie Harper Lees «Wer die Nachtigall stört» 1961, wurde Shirley Ann Graus Roman 1965 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern kurze Zeit später stand dieses Buch auch in Deutschland und in der Schweiz monatelang an der Spitze aller Bestsellerlisten.

Selten ist so bewegend, mit solcher Überzeugungskraft und Würde erzählt worden. Kaum je haben wir uns mit Menschen, die auf ihren Torheiten und Sünden beharren, so zu identifizieren vermocht, je so warme Sympathie für sie empfunden.