Die dritte Walpurgisnacht

»Die Dritte Walpurgisnacht« wurde im Sommer 1933 gesdrieben. Das Werk war vollendet, es war gesetzt, aber nach langem Erwägen entschloss sich Kraus, es nicht erscheinen zu lassen Der Entschluss fiel ihm nicht leicht. Immer wieder diskutiertie e ihn mit seinen Freunden. Die Gründe [welche er dann in dem Heft »Warum die Fackel nicht erscheint« darlegte] waren mannigfaltiger Natur: zunächst das rein menschliche Bangem könnte durch die Veröffentlichung andere nicht nur Freumde auch Unbekannte in Deutschland gefährden. Ich erinnere midh.

wie er sagte: »Das Buch enthält unter anderem eine Darstellumg der, Mentalität des Propagandaministers. Es kann geschehen dass dieser, wenn er meine Sätze vor Augen bekommt, aus Wt fünfzig Juden von Königsberg in die Stehsärge eines Kommentrationslagers bringen lässt. Wie könnte ich das verantworten Ein anderer Grund für das Nichterscheinen des Werkes war Bedenken, es könnte in der Sturzflut des Geschehens nur politis verstanden, also missverstanden werden.

Nach dem Tode des Autors wurden die Fahnen von dessen langjährigem Anwalt Dr. Oskar Samek betreut. Er bradhte sie rechtzeitig, vor dem Einmarsch Hitlers in Osterreich, nach diem Schweiz, und da das handschriftliche Manuskript spāter mehr zugänglich war, ist ihm die Erhaltung der »Drittem Wal purgisnacht« zu danken. Wenige Monate nach dem »Ansdilu durchsuchte die Gestapo Wohnung und Kanzlei des Anwalts wegeblich nach Manuskripten.

Die Veröffentlichung des Buches gibt Anlass, jener priwatem Freunde von Karl Kraus zu gedenken, die seit seinem Toe [1936] verschieden sind: Frau Helene Kann, Baronin Sadimier Nadherny, Professor Karl Jaray, Richard Lanyi [von den Nati nalsozialisten ermordet], Dr. Philipp Berger [verschleppt am vermutlich ermordet], Rolf Nürnberg.

Man sollte annehmen, dass die Herausgabe eines bereits setzten Werkes wenig Schwierigkeiten bietet. Dem war mi ganz so. Da Karl Kraus das geschriebene Wort noch bei de Korrektur in eine möglichst vollendete Form zu bringen.