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Die dritte Lüge

4.4 Sterne | 19 Bewertungen

Beschreibung zum Buch

Lucas kehrt nach Jahrzehnten zurück in die Stadt seiner Kindheit. Er erinnert sich an die Jahre der Einsamkeit, getrennt von seinem Zwillingsbruder Claus, an den Krieg, an den gemeinsamen Unterschlupf bei der Grossmutter »Hexe«. Nun sucht er seinen Bruder.

Über den Autor
Agota Kristof, geboren 1935 in Csikvánd in Ungarn, verliess ihre Heimat während der Revolution 1956 und gelangte über Umwege nach Neuchâtel in die französischsprachige Schweiz. Als Arbeiterin in einer Uhrenfabrik tätig, erlernte sie die ihr bis dahin fremde Sprache und schrieb auf Französisch ihre erfolgreichen Bücher, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Sie wurde mit zahllosen Preisen geehrt wie 2001 mit dem angesehenen Gottfried-Keller-Preis, dem Österreichischen Staatspreis für Literatur sowie dem Kossuth-Preis in ihrem Geburtsland Ungarn. Agota Kristof starb Ende Juli 2011 nach längerer Krankheit in Neuchâtel. Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Ich bin in der kleinen Stadt meiner Kindheit - im Gefängnis. Es ist kein richtiges Gefängnis, es ist eine Zelle im Gebäude der Ortspolizei, einem Haus, das wie alle anderen Häuser der Stadt einstöckig ist. Meine Zelle muss früher eine Waschküche gewesen sein, Tür und Fenster gehen auf den Hof hinaus. Innen vor dem Fenster hat man später Gitterstäbe angebracht, damit man nicht an die Scheibe herankommt und sie zerschlagen kann. Eine Waschgelegenheit mit Klosett ist durch einen Vorhang abgetrennt. An einer der Wände stehen, am Boden festgeschraubt, ein Tisch und vier Stühle, an der gegenüberliegenden Wand sind vier Betten befestigt, die man herunterklappen kann. Drei davon sind heruntergeklappt. Ich bin allein in der Zelle. Es gibt nur wenige Verbrecher in dieser Stadt, und wenn es mal einen gibt, bringt man ihn gleich in die Kreisstadt, zwanzig Kilometer weiter. Ich bin kein Verbrecher. Ich bin nur hier weil meine Papiere nicht in Ordnung sind, mein Visum ist abgelaufen. Und ich habe auch Schulden gemacht. Morgens bringt mir der Wärter das Frühstück, Milch, Kaffee, Brot. Ich trinke ein paar Schluck Kaffee, dann gehe ich zum Duschen. Mein Wärter verzehrt den Rest meines Frühstücks und säubert die Zelle. Die Tür bleibt offen, ich kann in den Hof gehen, wenn ich Lust dazu habe. Es ist ein Hof mit hohen Mauern ringsum, die mit Efeu und wildem Wein bewachsen sind. Hinter einer der Mauern, links von meiner Zelle, wenn man herauskommt, liegt ein Schulhof. Ich höre die Kinder in den Pausen lachen', spielen und schreien. Die Schule war schon da,. , als ich noch ein Kind war, ich erinnere mich daran, obwohl ich nie in diese Schule gegangen bin, aber das Gefängnis war damals woanders, daran erinnere ich mich auch, denn da war ich einmal drin. Jeden Morgen und jeden Abend gehe ich eine Stunde im Hof herum. Das habe ich mir in meinen Kindertagen angewöhnt, als ich mit fünf Jahren wieder gehen lernen musste. Mein Wärter ärgert sich darüber, denn dann sage ich kein Wort und höre auch keine Fragen. Mit den Augen starr auf die Erde blickend und den Händen hinteren Rücken, so mache ich meine Runden', dicht an den Mauern entlang. Der Boden ist gepflastert, aber zwischen den Steinen spriesst Gras. Der Hof ist beinahe quadratisch. Fünfzehn Schritt lang, dreizehn breit. Angenommen, ich mache Schritte von einem Meter Länge, dann hätte der Hof eine Fläche von einhundertfünfundneunzig Quadratmetern. Aber meine Schritte sind bestimmt kürzer.

Informationen zum Produkt

  • Format Taschenbuch
  • Label Piper Taschenbuch
  • Autor Agota Kristof
  • Sprache Deutsch
  • Anzahl Seiten 176
  • Erschienen am 1. September 1993
  • ISBN 9783492222877
  • EAN 9783492222877

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