Der Versucher

Hier sitze ich, ein alternder Mann, ein alter Landarzt, und will etwas aufschreiben, das im Gestaltlosen hinter mir liegt, und dessen ich dennoch innegeworden war. Ich will es aufschreiben und erhasche es kaum. Ach, es handelt sich darum, des Wissens und des Vergessens habhaft zu werden, durch das unser Leben hindurchläuft: auftauchend und wieder einsinkend und manchmal zur Gänze verschwindend, so schreckhaft, als würde eine Person mitten auf freiem Feld und unter praller Sonne plötzlich weggezaubert werden, aufgesaugt vom Raume, aufgesaugt von der Zeit, überschwemmt von beiden.

Jahr um Jahr habe ich dahingebracht im Gestaltlosen, obwohl mir das freundliche und seltene Los zuteil geworden war, an dem erhabenen Bau der Wissenschaft mitarbeiten zu dürfen, freilich nicht als einer ihrer grossen Baumeister, sondern nur als ein bescheidenes Glied in der Kette der Werkenden, beschränkt auf die fast anonyme Arbeit im Krankenhaus und im Laboratorium, einer von den vielen, die einen Stein nach dem anderen herantragen zu dem unermesslichen Gebäude, oftmals nur das nächste Teilresultat suchend und erkennend, immer aber die Unendlichkeit des Gesamtplanes ahnend, ereichenden, das von solcher Arbeit steckt.