Der Spiegel des Kadschiwe

Der Spiegel des Medizinmannes Kadschiwe «offenbart, was zu tun sei». Was tut ein sensibler, gescheiter Mensch, wenn er Träume, Ausdruck, Verbundenheit sucht (und sich ein Jahr beurlaubt)?

Ob Richard, der Ich-Erzähler, Schriftsteller, bildender Künstler oder was auch sonst Arbeitender ist, wird mit der Zeit immer unwichtiger. Da ist Harry Field, ehemaliger (abgeschossener) Kampfpilot in Korea, der über seinen Vater schreiben will, welcher seinen Traum in Afrika gefunden frühere Freundin Richards, deren äusserliche Engagements inneres Mitläufertum geschickt verdecken.

Richards Traum sucht sich anderswo. In einem Dorf über dem Tyrrhenischen Meer will er sein Licht-Wasser-Objekt verwirklichen, das er den Spiegel des Kadschiwe tauft. Die Haut des Wassers, der Atem des Wassers, die Formkraft des Lichts sie stehen als Wesensbilder ebenso stark wie die schillernde, selten so «geschriebene» Erotik, die das Buch vielfarbig durchzieht.

Dieser Roman ist noch mehr: ehrliches Spiegelbild einer aktiven Generation, die an der Gesellschaft teilnimmt, sie mitformt, mithilft, Auswege aus zu vielen Dilemmas zu finden. Durchblicke sind da, die Bereitschaft zu Toleranz, das Wissen um das Weitergehen und um Krisen, Zweifel - und auch Lebensfixpunkten und der Traum.

Peter J. Betts' schöpferische Ungeduld schafft einen atemberaubenden Stil: ohne Schnörkel, mit scharfen Schnitten, stehen die Bilder, Bewegungen, Möglichkeiten, Ereignisse. Und: in diesem Buch ist nicht nur eine der schönsten Liebesszenen, da sind auch Szenen der «höchsten Form der Selbstverteidigung»: Humor.