Der Generalstaatsanwalt

In seinem Heimatland Belgien ist Jef Geeraerts schon lange einer der grossen Stars des Kriminalromans. Mit dem grandiosen Thriller Der Generalstaatsanwalt, einem beispielhaften Zustandsbericht von Politik und Justiz in Mitteleuropa, stellt er sich endlich auch den deutschen Lesern vor. Man bezeichnet mich als Schriftsteller, aber eigentlich bin ich in erster Linie Journalist. Diese Selbstauskunft des Autors lässt Rückschlüsse auf die Arbeitsweise des Autors zu. So liest sich die Geschichte um Generalstaatsanwalt Albert Savelkoul, der sich unangreifbar wähnt und dem diese Selbstüberschätzung zum Verhängnis wird, wie ein eiskalter Bericht ohne Pro oder Kontra. Zynismus und Skrupellosigkeit der Hauptpersonen werden unter dem analytischen Blick des Autors überdeutlich, die kriminelle Gegenwelt unter dem Deckmantel der Rechtsstaatlichkeit wie auf einem Röntgenbild erkennbar. Albert Savelkoul hat Karriere gemacht. Seinen Aufstieg auf der Karriereleiter bis zum Amt des Generalstaatsanwalts hat er zuweilen mit nicht ganz rechtmässigen Methoden und zweifelhaften Freundschaften beschleunigt. Die Heirat mit der wohlhabenden aber bigotten Adligen Armandine de Vreux hat ihn finanziell unabhängig gemacht. Er hält eine schöne junge Geliebte aus, von deren Untreue er allerdings nichts ahnt. Doch Savelkoul hat sich Feinde gemacht. Als Armandine von Savelkouls Verhältnis mit dem polnischen Dienstmädchen des Hauses erfährt, nutzt der gerissene Vikar der sektenartigen katholischen Organisation Opus Dei die von ihm abhängige Ehefrau als wichtigste Figur mit dem Ziel, den Generalstaatsanwalt finanziell und beruflich zu ruinieren. Der Roman demonstriert auf erschreckende Weise die Unterwanderung des modernen Rechtsstaats durch korrupte und korrumpierende kriminelle Strukturen. Deren Moralkodex vermag zudem allen Beteiligten die Überzeugung zu vermitteln, völlig rechtmässig zu handeln. Jef Geeraerts ist ein beunruhigender und höchst lesenswerter Thriller gelungen, dessen Rea.