Der Frühling kam am Heiligabend

Jeanni – so nennt sich die Hauptfigur des Romans – ist ein junger Mann, der während des Krieges in Deutschland studiert. Nicht etwa aus Sympathie zum Regime. Nein. Ihm sind bestimmte Aufgaben von der Abwehr seiner Heimat, die als neutraler Staat vom Krieg verschont blieb, aufgetragen worden. Er spielt ein gewagtes Spiel.

Seine Kontakte führen ihn mit den verschiedensten Menschen – vor allem auch aus dem kommunistischen Widerstand – zusammen.

Gleich zu Beginn begegnen wir Jeanni in einem Konzentrationslager. Er vermutet, dass er aufgrund einer Denunziation gefasst wurde. Jeanni erlebt alle Schrecken und Ängste eines solchen Lagers, bis er dank der Hilfe des Lager-Kommandanten, den er von früher als Doppelagent kennt, entfliehen kann.

Die Ungarin Marizza – ebenfalls eine Doppelagentin - greift ihn auf der Flucht auf, pflegt den todkranken Jeanni in einer einsamen Hütte mitten in einem verschneiten Wald. Doch schon bald müssen sie weiter. Von Ort zu Ort und von einem Unterschlupf zum andern werden sie gejagt. Auf ihrer abenteuerlichen Flucht und in ihrer Sorge füreinander erwacht gegenseitige Liebe. Sie sind sich bewusst, dass sie getrennt werden könnten und versprechen sich, unter allen Umständen zu versuchen, Jeannis Heimat zu erreichen. Tatsächlich verlieren sie sich, und Jeannis gefahrvolle Flucht wird nun nicht nur zu einem Rennen um das nackte Leben, sondern zugleich zur von Zweifel und Hoffnung erfüllten Suche nach Marizza.

Colemans Roman liest sich von Anfang bis zum Ende mit einer Span nung, welche die Erzählung zum packenden Agentenroman macht, den man kaum vor der letzten Seite aus der Hand legen kann. Spannung mischt sich hier mit dem erschütternden Geschehen eines gejagten, aber nie verzagenden Menschen, einem Schicksal, wie es Millionen in jener Zeit erlebt haben - und das doch auch in seiner Art wieder einzigartig ist -, vor allem ein Schicksal, das wir so - wie es dem Angehörigen eines neutralen Landes widerfuhr – nicht gekannt haben.