Beschreibung zum Buch
Der Rezensent wohnt in einer sehr bekannten deutschen Hauptstadt. Dort befahl einst der Kurfürst den Einwohnern zweier Stadtteile, auf freiem Feld mit Knüppeln übereinander herzufallen. Das Volk blutete, Majestät lachte: Gute Unterhaltung. Ziemlich anrüchig, ein wenig undemokratisch und deshalb inzwischen geändert; -- freies Feld heisst heute Talk-Show, Prügel gibt's keine mehr, Hose-Runterlassen tut's auch. Vor allem aber hat man die Tribüne demokratisch vergrössert: Sie reicht inzwischen für die ganze Intellektuellenschar des Landes. Nicht mehr einer macht sich über den Pöbel lustig, sondern die besseren Teile der Besserverdienerschaft tun es. Diese haben jetzt ein Buch geschrieben über ihre Erlebnisse beim Deppengucken. Resultat sind 42 Fallstudien über Lach-Schreib und Schlau-Schreib. Letzteres klingt so: Wenn persönliches Leben keinen anderen Ausweg sieht als eine schweinische Öffentlichkeit spiegelt diese nur die Hoffnungs- und Würdelosigkeit eines je privaten Grauens, einer fürchterlichen Ereignislosigkeit. Punkt. Lach-Schreib klingt vielleicht wie Joseph von Westphalen: ist ein aus dem Ei gepellter hanseatischer Hosenanzugsdrachen, den man nicht besiegen muss und nicht besiegen kann. Einwand? Tja, wenn studiertes Leben keinen anderen Ausweg sieht, spiegelt diese nur die Hoffnungs- und Würdelosigkeit eines je privaten Grauens, einer fürchterlichen Ereignislosigkeit. Oder: Joseph von Westphalen ist ein stark ph-haltiger hannoveraner A-Dabei...Sie sehen: Man kann eigentlich gar nichts dagegen sagen. Wer's braucht, soll's lesen. Dem Rest ist Talk kindselige Märchenstunde (Oh, wie mich gruselt, oh, wie mich gruselt!). Mit einem kleinen Plop färbt der Schirm sich dunkel, draussen duftet der Jasmin. Es will Abend werden.
Informationen zum Produkt
- Format Taschenbuch
- Label Dtv
- Autor Jürgen Roth
- Sprache Deutsch
- Anzahl Seiten 201
- Erschienen am 1. Januar 2000
- ISBN 9783423203456
- EAN 9783423203456