Gerold Späths »Commedia« ist ohne Vergleich in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Der Autor tritt auf als Befrager seiner Figuren, quer durch alle sozialen Schichten. Junge und Alte, Frauen und Männer, Gesunde und Kranke, Arme und Reiche, Tote und Lebende berichten von sich und ihrer Not, ihrem kleinen Glück und ihrer Trauer. Sie erzählen Geschichten, in denen sie sich enthüllen oder verdecken oder die Aussage verweigern. Projektionen, mit denen sie sich zur Schau stellen. So entsteht das Bild einer kleinstädtischen Gemeinschaft von ihrem Haß, von Einzelgängern: eine Tragödie des Elends und der Wahnvorstellungen von Ehe, Geld und Karriere in unserer Gesellschaft.

Diesem zeitgenössischen Totentanz folgt die Narrenschiff-Komödie eines Besuchs im »Museum«. Ein tauber Kurator erzählt einer bunten Gesellschaft von Reisenden die immer fantastischer werdenden Geschichten zu den Ausstellungsstücken, die zuerst ganz alltäglich sind: Kleider, Küchengeräte, Schreibsachen etc. Die Museumsbesucher interessieren sich nicht für das, was sie sehen und was sie hören; sie sind aber auch unfähig, Beziehungen miteinander einzugehen. Unter ihnen steigert sich die Aggressivität, je seltsamer die Gegenstände und je dunkler die Räume werden. Gedichte tauchen auf wie die Warn rufe und Beschwörungsformen antiker Chöre. Am Ende bleiben fast alle, angeführt vom Kurator als Tod, verschollen in diesem mit Dingen angefüllten Labyrinth.