Aus dem Tagebuch eines Konterrevolutionärs

Der 21. August 1968. Erinnern Sie sich? In Perugia streiten ein Mann und eine Frau. Tschechoslowaken. Er Kommunist seit seiner Jugend. Schriftsteller. Gedichte auf Klement Gottwald verfasst.

Sie von der andern Seite der Barrikade. Hasst die Kommunisten und liebte diesen Mann. Nun ist es aus mit der Liebe. Sie hält ihm den Spiegel vor: «In zwanzig Jahren habt ihr einen ungeheuren Sieg errungen: Ihr habt uns glorreich dorthin gebracht, wo wir schon vor zwanzig Jahren waren. (...) Ihr habt uns gelehrt, was der erste Sekretär der mongolischen Partei über die Schafzucht sagte, aber ihr habt uns verheimlicht, dass der erste Präsident unseres Landes ein Philosoph war. » Dieses penetrante «ihr» empört den Mann. Sie wirft alle Kommunisten in einen Topf. Aber schliesslich war er mit dabei, als der Stalinist Novotny gestürzt wurde.

Und er ist mit dabei, dem Kommunismus sein «menschliches Gesicht» wiederzugeben. Gewiss, auch er war ein gläubiger, unkritischer Stalinverehrer. Aber nun hat er sich gewandelt in einem langen, schmerzhaften Prozess.. Während die beiden streiten, ruft ein italienischer Zeitungsverkäufer: «Cecoslovacchia è occupata! »

Sowjettruppen und andere Warschaupakttruppen haben die Tschechoslowakei besetzt, um die «Konterrevolution» zu verhindern.

So wurde aus dem Schriftsteller P. K. Ein «Konterrevolutionär».

Er schreibt seine Geschichte in seinem Tagebuch auf. Es ist die Geschichte eines Menschen und eines Volkes von der Befreiung 1945 über den Prager Frühling zum 21. August 1968. Ein zeitgeschichtliches und literarisches Dokument, das man so schnell nicht vergessen wird.