Anne Bäbi Jowäger

Im Jahre 1842 wurde Gotthelf von der Berner Sanitätskommission éingeladen, eine volkstümliche Schrift gegen die Gefahren des Kurpfuscherwesens zu sen. Das Ergebnis, der breit angelegte Roman «Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihr mit dem Doktern ergeht», hat diese ursprüngliche Konzeption weit hinter sich gelassen. Gotthelf weitet das für die damalige verfas-Zeit aktuelle Problem der im Emmental weit verbreiteten Quacksalberei zu der grundsätzlichen Frage nach dem Aberglauben und dem Unglauben aus. Die rückständige Leichtgläubigkeit der Bauern auf der einen und der hybride atheistische Zeitgeist der sogenannten Aufgeklärten auf der anderen Seite prallen aufeinander. Gotthelf seiner Zeit sieht die begründetste Hoffnung auf seelische und physische Gesundheit weder im verderblichen Aberglauweit voraus ben eines Anne Babi und ebenso wenig in einer fanatisch vertretenen theologischen Erlösungsidee, wie sie der Vikar verfolgt, noch in der rein naturwissenschaftlich orientierten Medizin, die alle Glaubenskräfte ausklammert, wie der Arzt Gesundes Leben erwächst vielmehr aus der echten christlichen Glaubenskraft, die in der Vernunft keinen Gegner findet, sondern bestätigende Unterstützung.

Trotz der weltanschaulichen Fragen, die Gotthelf zutiefst bewegen, gerät ihm keine Szene des Romans zu einer philosophischen Abhandlung. Die lebensbejahende Weltfreude und die dichterische Kraft, mit der er die Bauernwelt gestaltet, haben aus der Geschichte der eigensinnigabergläubischen Bäuerin Anne Bäbi Jowäger eine der schönsten und bedeutendsten Dichtungen Gotthelfs gemacht.